Bodensanierung Bereich Ölleitung

 

 

 

Das ehemalige Öllager war seit 1917 durch eine ca. 1600m lange Pipeline mit dem Hafen in Bleckede verbunden. Die Leitung wurde bis 1945 vermutlich mehrfach umgebaut (modernisiert ?). Diese Leitung war und ist ein genehmigungsfreies Bauwerk und stellt damit  keinen festen Bestandteil des Ölhofes dar. Es handelte sich um eine doppelstrangige Leitung, die mit Dampfleitungen zum Beheizen der Ölleitungen versehen war. Zwischen Hafen und Öllager waren vermutlich zwei Stationen mit Pumpen bzw. Ausgleichs- und Entlüftungsventilen errichtet worden.  Nach 1945 wurden die Ölleitungen überwiegend demontiert und die dazugehörigen Bauwerke entfernt oder einer anderen Nutzung zugeführt. In einem Fall diente eine Pumpstation noch lange Jahre als kleine Wohnung. Mit der Zeit wuchs tatsächlich wieder Gras über vermutlich letzte Trümmerteile. Bei Bauarbeiten im Bereich der ehemaligen Pipeline wurden dann doch immer wieder „zufällig“ Rohrteile und Trümmer gefunden, die 1945 nicht zerstört und entsorgt wurden.  Im Zuge der Sanierung der Dahlenburgerstraße und dem Neubau des Schiedenitzweges im Jahr 1984-89 stieß man erstmalig nach dem zweiten Weltkrieg wieder auf einen Ausgleichsraum, Teile des Rohrtunnels und einzelne größere Trümmer der alten Pipeline (s. auch Pressebericht von 1984).

 

Bild 1: Historische Lageskizze; Stand 1945; Gebäude im Bereich der Dahlenburgerstraße; die Öl-Leitungen wurden rot, Wasserleitungen blau und Gleisanlagen grün markiert.

Die historischen Gebäude in dieser Skizze sind: 

Nr. 58 Mannschaftsunterkunft, Nr. 59 die „Waldhalle“, Nr. 60 Hauptwache, Verwaltung,  Nr. 61 Gleiswaage

 

 

Die Leitung verlief damals von der ehemaligen Tankgruppe I nach Norden, querte von Süden nach Norden das ehemalige Krankenhausgelände, kreuzte die Robert-Koch-Straße und verlief dann über ein weiteres Grundstück. Auf diesem Grundstück knickte die Leitung nach Osten ab und kreuzte dann den Bahnkörper sowie die Dahlenburgerstraße und führte dann nach der Querung eines weiteren Bahngleises, neben und teilweise im Deich verlaufend bis zum Hafen.

Der Gleisabschnitt bis zum Verladegleis im Waldfrieden war ca. 1966 erneuert worden. Man hatte danach angenommen, dass alle alten Unterführungen der Gleisanlagen spätestens bei diesen Arbeiten beseitigt worden waren.

1989 wurde bei Bauarbeiten an der Dahlenburgerstraße die Straßenunterführung der Ölleitung freigelegt und die Trümmer herausgebaggert. Einzig der Ausgleichsraum (evtl. für Pumpen oder Ventile), direkt an den Bahngleisen, blieb erhalten. Der Zugang zu diesem Bauwerk wurde mit einer gegossenen Betonplatte versiegelt. Nach dem Bericht von Zeitzeugen wurde davon ausgegangen, dass in diesem Bereich keine weiteren Rohrabschnitte bzw. Teile des Rohrtunnels erhalten geblieben waren.

 

 

 

 

Im Jahr 2016 wurde das bis dahin brach liegende Grundstück am Ende der Robert-Koch-Str. von zwei Anwohnern gekauft und in zwei kleinere Grunstücke aufgeteilt. Auf dem einen Grundstück befand sich der Parkplatz des ehemaligen Krankenhauses. Über beide Grundstücke verlief damals ein Geländeeinschnitt, der durch die Demontage der Pipeline 1945/46 entstanden war. Oberflächliche Grabungen führten sehr schnell zu der Erkenntnis, dass der durch die Demontage entstandene breite Graben vermutlich in der Zeit nach 1948 mit Abfällen aus dem ehemaligen Krankenhaus aufgefüllt worden war. Dieser Krankenhausmüll wurde nach einer Deklarationsanalyse als nicht gefährlicher Abfall eingestuft und auf der Deponie entsorgt.

 

 

 

 

Im Jahr 2019 wurde geplant Grundstücke im Bereich der ehmaligen Pipeline zu verkaufen. Aufgrund der unklaren Situation der Altlasten (Mülleinlagerungen) wurde beschlossen auf den betreffenden Grundstücken Probebohrungen zur Bodenuntersuchung durchzuführen. Durch eine Spezialfirma wurden auf den betreffenden Grundstücken etliche Probebohrungen bis an die grundwasserführende Sandschicht niedergebracht. Eine Probe ergab einen auffälligen Befund, der sich durch eine anschließende Laboruntersuchung bestätigte.

 

 

Bild 11: Bohrlanze, in der Schichtung ein dunkler Bereich von pastöser Konsistenz, Geruch nach Benzin

 

Da sich der bereffende Befund in ca. 2,4 m Tiefe ergeben hatte, wurde nun versucht mit Hilfe eines Baggers die zu diesem Zeitpunkt als gering eingeschätzte Belastung frei zu legen und zu beseitigen. Nach längerer Arbeit mit dem Bagger stellte sich heraus, dass der weiterführende Leitungstunnel, unter der Eisenbahntrasse hindurch, erhalten geblieben war und bis in das Grundstück hineinreichte. Von der Seite der bearbeitenden Behörde (Straßenbau 1989) war seinerzeit keine Nachricht an die Grundstücksbesitzer, Anlieger oder an die Eisenbahngesellschaft ergangen.

 

 

 

 

Bei weiterem Einsatz des Baggers zeigte sich das gesamte Ausmaß der Verunreinigung im Untergrund. Der ehemalige Leitungstunnel war auf einer Länge von ca. 15m erhalten geblieben und nach der Demontage der Rohrleitungen 1948 mit Sand verfüllt worden. Bei der Demontage der Ölleitung war eine erhebliche Menge an Schweröl ausgelaufen und hatte sich im bestehenden Leitungsgraben verteilt. Hier konnte das erstarrte Schweröl mit Schaufeln in „Bigpacks“ abgefüllt werden und sicher neben der entstandenen Grube gelagert werden. Insgesamt kamen so mehrere Tonnen ölverseuchter Erde zusammen. Weiterhin wurde festgestellt, dass an der Stelle der Rohrbiegung die ursprünglichen zwei Ölleitungen in Widerlager aus Beton eingegossen waren. Beide  noch vorhandene Rohre enthielten noch Schwerölreste. Nach der Rohrbiegung in südlicher Richtung war dann der Leitungskanal komplett zerstört. Auf einer Länge von ca. 20m war der Bauschutt mit Schwerölanteilen im Erdreich verblieben.

 

 

 

 

Bis zu diesem Zeitpunkt war, synchron zum Umfang des Bodenbefundes, der Kontakt mit der Umweltbehörde des Landkreises Lüneburg gewachsen. Zur Durchführung der eigentlichen Sanierungsmaßnahme wurde ein anerkannter Umweltgutachter als Sachverständiger und Bauleiter beauftragt. Als Bodenschutzbehörde kümmerte sich der Fachdienst Umwelt darum die Sanierung der schädlichen Bodenveränderungen zu überwachen. Die Entsorgung und Einlagerung des belasteten Gemisch aus Erdreich und Bauschutt musste vor Beginn der Saierung durch die Niedersächsische Gesellschaft zur Endablagerung von Sonderabfall mbH genehmigt und ebenfalls überwacht werden. Sämtliche Maßnahmen der Sanierung wurden begleitend dokumentiert. Eine Vielzahl von Bodenproben, die alle laborchemisch analysiert wurden, belegten die Durchführung einzelner Arbeitsschritte bzw. sicherten den Befund der endgültigen Sanierung.

Zusammengefasstes Zitat (1.) : „Die Sanierungsarbeiten erfolgten vom 13. – 19.08.2020. Eingesetzt wurden ein schwerer Kettenbagger und mehrere schwere LKW. Zuerst erfolgte ab dem „Eisenbahntunnel“ der Abriss der gemauerten Leitungskanal-Sohle und -Wände und anschließend das Aufstemmen der Widerlager der Ölleitung. Mit der Sohle und den Wänden wurde die begleitende Ölbelastung (darunter und dahinter) mit ausgekoffert und das Boden-Bauschutt-Gemisch verladen. Aufgrund der großen Auskofferungstiefen brachen die lockeren Auffüllungen (weiterer Müllboden) nach, so dass diese mit ausgekoffert wurden und der gewachsene Boden außerhalb des ehm. Leitungsgrabens stehen blieb. Die notwendige Wiederauffüllung erfolgte mit unbelastetem Aushubmaterial bzw. den Böschungsbereichen. Durch Glättung des hügeligen Geländes war ein Massenausgleich (Bodentransport) nicht notwendig“ Zitat Ende.

 

 

 

 

Nach der Vorlage des Abschlußberichtes der durchgeführten Sanierung wurden beide Grundstücke weiter verkauft. Während der Sanierungsarbeiten waren von den Grundstücken insgesamt mehr als 200t Müllboden (die Sanierung von 2016 mit eingerechnet) und mehr als 300t ölverseuchter Boden fachgerecht ausgebaggert und entsorgt worden. Hier wurden 75 Jahre nach dem Ende des zweiten Welkrieges damals entstandene Umweltschäden endgültig beseitigt.

 

Bild 25: Nach dem Abschluß der Baggerarbeiten im August 2020

 

Quellenangabe:

  1. Abschlußdokumentation der Sanierungsmaßnahme „Ölleitung Ölhof“ in der Gemeinde Bleckede, von Dipl.-Geol. Th. Bogon, Winsen /Aller 09. 2020.

 

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