Vom Ausflugslokal zum Verwaltungsgebäude bis hin zum Operationssaal
Das Gebäude mit der Nummer 59 ist das einzige Gebäude dass bereits erbaut war bevor das Gelände 1917 an die Reichsmarine verkauft wurde und das Öllager in Bleckede entstand. Entspechend seiner wechselvollen Geschichte (Nutzung) wurde dieses Gebäude mehrfach aus-, und umgebaut.
Im Ursprung handelte es sich bei dem Gebäude um eine Gastwirtschaft. Die „Waldhalle“ war um 1900 als Ausflugslokal des Bleckeder Hoteliers Dittmer gebaut worden.
In dieser Zeit bestand noch die Bleckeder Kreisbahn (Schmalspur 1895-1922). Die Bahnlinie nach Dahlenburg über Nindorf, Göddingen, Barskamp, Schieringer Forsthaus, Tosterglope, Horndorf, Dahlenburg, Gut Horn und Dahlenburg Bahnhof, verlief am südlichen Ortsausgang von Bleckede direkt neben der Chaussee.
Bleckeder Bürger ließen es sich nicht nehmen mit der Bahn an Feiertagen ins „Grüne“ zu fahren.
Der Name „Waldhalle“ stammt von einem kleinen Pavillon, den der damalige Besitzer Otto Dittmer, ganz im Geiste des beginnenden 20. Jahrhunderts, für Ausflugsgäste auf seinem Grundstück im Wald neben dem eigentlichen Lokal erbaute. Es ist nicht belegt, ob Pavillon und Ausflugslokal gemeinsam oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten erbaut wurden.
Das Ausflugslokal bot auch für andere Gelegenheiten Platz. So wurde am 18., 19., 20. und 25. Mai 1913 das erste Verbandsschießen des Schützenkreises Bleckede hier abgehalten. Auf älteren Lageplänen ist hier auch ein Schießstand (eine Schießbahn) eingezeichnet.
Im Bild 5 ist ein Blick aus dem Wald heraus auf beide Gebäude der „Waldhalle“ abgebildet (links über dem Hügel ist das Schild auf dem Pavillon zu erkennen). Eindrucksvoll erscheinen hier Hügel und die Höhenlage im Gelände, die bei den Bauarbeiten zum Öllager 1917 verschwanden.
1916/17 war das gesamte Gelände mit den Gebäuden an das Marineamt verkauft worden. Zu diesem Zeitpunkt war die endgültige Entscheidung über die Einrichtung und den Bau eines Öl-Lagers in Bleckede bereits gefallen. Als die Bauarbeiten begannen wurde in der „Waldhalle“ das Baubüro eingerichtet. Siehe dazu auch den Bericht Nr. 4 der Ölhofwerkstatt.
In welchem Umfang das Gebäude in der Zeit von 1917 bis 1945 umgebaut wurde, ist nicht bekannt. Ein Vergleich mit Bildern aus späterer Zeit deutet auf bauliche Veränderungen im Bereich der Giebelkonstruktion und auf einen Anbau hinter dem Gebäude hin. Im Gebäude waren neben Büroräumen der Verwaltung auch Wohnräume für Angestellte und Arbeiter im Ölhof eingerichtet worden.
Ab 1948 wurden die Gebäude im Ölhof als Krankenhaus zur Behandlung von Tuberkulose-Patieneten genutzt. Aus dieser Zeit sind einige Aufnahmen überliefert. Siehe dazu auch: Das Krankenhaus. Das Gebäude diente zur Unterbringung von Untersuchungs und Behandlungsräumen.
Nach 1960 fanden vermutlich die größten Umbauten am ehemaligen Gebäude Nr.59 statt. Damit im Haus Räume entstehen konnten in denen Patienten nach dem Stand der Medizin untersucht und auch operiert werden konnten, wurden alle Leitungen und Anschlüsse neu verlegt. Wände mussten ebenso versetzt werden. Nur die Außenwände bleiben an ihrem Ursprungsort stehen. Letztendlich blieb von der ursprünglichen, rustikalen Fachwerkkonstruktion nicht viel übrig.
Das Gebäude war in die Gesamtanlage integriert. Die gesamte Dachkonstruktion wurde erneuert. Die First-Line auf dem Dach verlief nun durchgehend (teilweise um 90° gedreht). Die ursprüngliche „Waldhalle“ war verschwunden.
In den Jahren 1969 bis 1972 fanden im Krankenhaus Bleckede umfangreiche Baumaßnahmen zur Erweiterung und Modernisierung statt. So wurde direkt an den alten Untersuchungstrakt ein Gebäude zur Erweiterung (Diagnostik, Labor) angebaut.
Seit Mitte der neunziger Jahre waren alle Gebäude im ehemaligen Krankenhaus mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. Das Gebäude der Patienetenaufnahme bzw. der Untersuchungs- und Behandlungstrakt blieben nicht verschont. Eines Tages wurden illegal Altreifen auf der Einfahrt vor dem Behandlungstrakt „entsorgt“.
Im Juli/August 2008 wurden die Gebäudereste abgerissen und die Fundamente aus dem Boden herausgebaggert. Einig Arbeiter hatten die Gebäude innerhalb einer Woche beseitigt. Anschließend wurde das Gelände planiert. Bilder 16 bis 20 Aug. 2008, Fotos Bendler
Jeder Stein, der an die an die vielseitige Geschichte dieses Ortes erinnerte, ist verschwunden. Dort wo die Gebäude einmal standen wachsen mittlerweile Kiefern.
weitere Gebäude in dieser Rubrik sind: