Der eigentliche Anfang meiner Spurensuche liegt relativ weit zurück. Aus meiner Kinderzeit kann ich mich noch an Spaziergänge mit meinem Vater erinnern. Mein Elternhaus liegt in relativer Nähe zum Ölhof. Wir kamen an vielen Trümmerbergen vorbei. Die Trümmerflächen wirkten auf mich riesig. Gespenstische Stille lag über diesen Ruinen. Mir fehlte jegliches Verständnis, wofür oder warum solche Trümmer in der Landschaft lagen.
Immer wieder wurden Geschichten erzählt die meine Fantasie beflügelten und meine Neugier weckten.
Dann kamen irgendwann Planierraupen und Lastwagen in den Wald und planierten die Trümmerberge zu großen Freiflächen die später neu bepflanzt wurden. Damals wohnten noch Bekannte meiner Eltern in dem Haus im Ölhof, in dem ich 1983 einzog. Mittlerweile konnten wir Haus und Grundstück erwerben. Unsere Kinder sind hier aufgewachsen.
Meine Großväter waren als Arbeiter bei dem Bau der Anlagen dabei. Nach der Fertigstellung einzelner Anlagen wurden viele der Bäume, die zur Tarnung dienen sollten, von einem meiner Großväter gepflanzt und mit Wasser aus der Elbe begossen. Es wurde Wasser vom Hafen bis in den Wald gepumpt, weil die Löschanlagen noch nicht fertig gestellt waren. Später war mein Großvater als Lagerarbeiter im Ölhof angestellt.
Dieses sind, kurz zusammengefasst, Schlaglichter auf dem Weg zu diesem Internet-Projekt.
Mein Interesse gilt der Geschichte und den Geschichten im Ölhof in Bleckede.
Der Ölhof war seit seiner Planung, im Jahr 1916, mit Bleckede, meiner Heimatstadt, verbunden. Ebenso wie später das Krankenhaus, das auf dem Gelände und in den Gebäuden des ehemaligen Marine-Nachschublagers eingerichtet wurde.
Dieses Internetprojekt soll keine Anleitung zum „Schatzgräber-Tourismus“ sein. Niemanden soll durch Berichte ermutigt werden, nach verbliebenen Ruinen oder vermeintlich verbliebenem anderem „Material“ zu suchen.
An dieser Stelle weise ich nochmals ausdrücklich auf die bestehenden Verbote hin, bestimmte Areale im Ölhof zu betreten.
Die Umstände die dazu führten, dass das Öllager bei Bleckede und genau hier entstanden ist, sind bisher nicht restlos geklärt. Machthunger und das unabänderliche Bestreben neue Technologien umgehend in den militärischen Apparat zu integrieren haben sicherlich bei der Grundsteinlegung im deutschen Kaiserreich Pate gestanden. Ab 1928 wurden vorhandene Anlagen weiter genutzt, ausgebaut, wurden selbst zu Probe-Anlagen für weitere neue Technologien.
Es wäre besser gewesen wenn diese Bauwerke niemals errichtet worden wären, Es wäre besser gewesen, Deutschland und die Welt wäre verschont geblieben von Nationalsozialismus, Leid und Krieg.
Die Geschichte verlief aber anders.
Aus dieser Geschichte heraus entsteht für mich, im Umgang mit den Fakten, die Pflicht zu sammeln, aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Zu suchen was war. Gegen das Vergessen…
Am 7. April 1945 fand ein britischer Aufklärungsflug statt, der den vorrückenden alliierten Truppen Informationen über deutsche Verbände und Sicherungsmaßnahmen entlang der Elbe liefern sollte. An diesem Tag wurde das Gelände zweimal überflogen. Dies war, nach einem Aufklärungsflug vom 29. Oktober 1944, der zweite Flug der Luftbilder der Anlagen bei Bleckede in erstaunlicher Qualität lieferte. Ein weiteres Luftbild entstand bereits 1938, als ein deutscher Luftbildatlas in hoher Auflösung für die Regierung erstellt wurde.
Heute sind diese Luftbilder, zusammen mit einem Luftbild aus dem Jahre 1960, die wesentlichen Grundlagen für die Dokumentation der einzelnen Anlagen geworden.
Zusammen mit vielen Dokumenten aus verschiedenen Archiven, einem Berg an Literatur und einer Reihe von Zeitzeugen-Berichten ist das Internetprojekt unter der Adresse www.oelhof.de immer stärker angewachsen. Die Inhalte werden dem jeweiligen Wissensstand entsprechend angepasst.
Seit 2004, dem ersten Jahr von oelhof.de, hat sich die Form der Präsentation im Internet bereits mehrfach geändert.
…und die Arbeit geht weiter.
Henning Bendler
Dezember 2017, Oelhof Bleckede