Werkhalle (Fundamente)

 

 

Fundamente für eine Werkhalle

 

Das Gebäude Nr. 36 befand sich am Ende des Ladegleises in der Behältergruppe V. Von diesem Gebäude wurde nur ein Teil der Fundamente errichtet.

 

Bild 1: Lageskizze Gebäudefundamente Nr.36 bei der Tank-Gruppe V, Stand 1945

 

Weitere Gebäude in dieser Skizze:

     Tank-Gruppe V, Nr. 37 Spezialtanks,  Nr. 38 Kesselhaus,  Nr. 39 Pumpenhaus,  Nr. 40 Lokschuppen II,   Nr. 41 Öl-Abfüllanlage,   Nr. 64 Bahnverladeanlage II

 

Diese Fundamente gaben und geben viel Anlaß zu Spekulationen. Hier sollte – unabhängig vom Oelhof – eine Halle für industrielle Produktion erbaut werden.

Hintergrund dieser Maßnahme war die Tatsache, dass es ab 1943 durch die abnehmende Lufthoheit über dem „deutschen Terretorium“ und der damit verbundenen Zunahme von Bombenangriffen zu Produktionsausfällen in der Industrie kam. Bereits im Herbst 1943 plante das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition (RMfBM) unter Alber Speer die „bombensichere“ Verlagerung von wichtigen Rüstungsfertigungen in unterirdische Räume und verbunkerte Bauwerke. Als potentielle Verlagerungsorte kamen Höhlen, Eisenbahn- und Straßentunnel, Steinbrüche und versteckte Täler in Frage. Die Einrichtung und der Ausbau, sowie die auch spätere Produktionsaufnahme waren mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen verknüpft. Die umfangreichen Baumaßnahmen standen unter der Aufsicht der Organisation Todt, die den Arbeitseinsatz eng mit SS und Gestapo koordinierte.

 

Auf dem Luftbild von 1944 kann man erkennen, dass im Bereich des Gebäudes Nr. 36 Bautätigkeit besteht. Ein fertiges Gebäude oder gar ein ggf. mehrstöckiger Bunker wurde an dieser Stelle aber nicht errichtet.

 

Bild 2: Standort der Fundamente Gebäude Nr. 36, brit. Luftbild Okt. 1944

 

Wie weit die Planungen für die „Unterverlagerung“ einer Produktionsstätte in Bleckede bereits fortgeschritten waren, zeigt die Tatsache, dass für das Gebäude Nr. 36 ein „Tarnname“ existierte.
Nach den „Grundsätzen für die Tarnbezeichnungen der unterirdischen Verlagerungsbauten“[1], sollten folgende Bezeichnungsgruppen verwendet werden:

 

Natürliche Höhlen  –  Begriffe aus dem Münzwesen

Alte Schachtanlagen  –  Tiernamen aller Art

Alte Stollenanlagen  –  Fisch- und Amphibiennamen

Neue Stollenanlagen  –  Gesteinskundliche Bezeichnungen

Ehemalige Bunkeranlagen  –  Begriffe aus der Pflanzenkunde

Tiefe Keller  –  Weibliche Vornamen

Neue Bunkerbauten  –  Männliche Vornamen

Verkehrstunnel  – Vogelnamen

 

Für die geplante Industrie-Ansiedlung im Oelhof in Bleckede wurde der Tarnname „Baldur“ vergeben [2]. Vorgesehen war hier eine Bunkeranlage mit 8000m² (!) Arbeitsfläche für Werkzeugbau.

Die damaligen Hamburger Firma für Werkzeug,- und Vorrichtungsbau, „Heidenreich & Harbeck“  sollte u. a. ihre Produktion von Maschinen zur Herstellung von Kegel-Zahnrädern für Groß-Getriebe hierher verlagern.

Auf einem Luftbild von 1960 ist die Trümmerfläche am Ende der Behältergruppe V abgebildet. Der Durchmesser der einzelnen Tanks betrug ca. 50m. Daraus abgeleitet hätte ein Gebäude mit einer Fläche von 8000 m² eine Ausdehnung von 50m mal 160m gehabt und ungefähr die Fläche des eingezeichneten Rechteckes eingenommen.

 

Bild 3: Die Fläche der geplanten Anlage von 1943 dargestellt im Luftbild von 1960, Quelle: Fa. Hansa Luftbild GmbH, 2/498.

 

Nur die Fundamente eines Gebäudes das ca. 25% der geplanten Fläche einnahm, wurden erstellt. Überlieferungen, ob Materialknappheit oder andere Faktoren die Bautätigkeit beeiflusst hatten, sind bisher nicht bekannt.

Das geplante Gebäude Nr. 36 ist somit auch ein Beispiel für den Unterschied zwischen Planung und tatsächlicher Bautätigkeit gegen Ende des zweiten Weltkrieges.

Kaum eine Spur von diesen Fundamenten ist heute noch geblieben. Der Ort, der ursprünglich als Ausweichquartier geplant war, ist heute durch den mittlerweile hohen Baumbestand, nicht mehr auszumachen.

 

Bild 4: ehemaliger Standort der Hallen-Fundamente, 2005, Foto Bendler.

 

[1] Bundesarchiv Berlin, R7/1192, fol. 9ff.: RM für Rüstung und Kriegsproduktion; Grundsätze für die Tarnbezeichnung der unterirdischen Verlagerungsbauten, 15.4.1944

[2] Wichert, Hans Walter: Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des Zweiten Weltkriegs. Marsberg 1993

 

 

 

Print Friendly, PDF & Email